Silvester in Italien: Wenn das ganze Land in Rot feiert

Silvester in Italien: Wenn das ganze Land in Rot feiert

In keinem anderen Land wird der Jahreswechsel so farbenfroh und traditionsbewusst zelebriert wie in Italien. Von den schneebedeckten Alpengipfeln im Norden bis zur sonnenverwöhnten Insel Sizilien im Süden verwandelt sich das Land in der Silvesternacht in ein Fest der Sinne, bei dem alte Bräuche auf moderne Festkultur treffen. Eine Reise durch die italienischen Regionen offenbart, wie vielfältig die Traditionen zum "Capodanno", dem Neujahrstag, tatsächlich sind.

Die rote Verführung - Eine jahrhundertealte Tradition

Wer in der Silvesternacht durch Italiens Straßen schlendert, dem fällt sofort etwas Besonderes auf: Die Farbe Rot dominiert das Straßenbild. Der Grund dafür ist eine Tradition, die bis in die römische Zeit zurückreicht. "Rosso porta fortuna" - "Rot bringt Glück", sagen die Italiener. Besonders die rote Unterwäsche hat es den Festfeiernden angetan. In den Wochen vor Silvester quellen die Auslagen der Dessous-Geschäfte über mit roten Schlüpfern, BHs und Socken. Die Tradition besagt, dass die rote Unterwäsche in der Silvesternacht unbedingt neu sein muss und - das ist besonders wichtig - nach dem Fest nicht mehr getragen werden darf. Ein kleines Opfer für ein Jahr voller Glück, wie die Italiener augenzwinkernd bemerken.

Von Nord nach Süd - Regionale Besonderheiten

Venedig: Silvester mit Gondeln und Feuerwerk

In der Lagunenstadt Venedig verschmilzt die Silvesternacht zu einem magischen Spektakel aus Wasser, Licht und Musik. Auf dem Markusplatz versammeln sich Tausende, um gemeinsam das neue Jahr zu begrüßen. Das Besondere hier: Um Mitternacht wird nicht nur ein gewaltiges Feuerwerk gezündet, sondern auch der traditionelle "Bacio di Capodanno" zelebriert - der Neujahrskuss. Der Volksmund sagt, wer sich auf dem Markusplatz küsst, dem ist die ewige Liebe gewiss. Viele Paare buchen months im Voraus eine romantische Gondelfahrt für die Silvesternacht, um das Feuerwerk vom Wasser aus zu bestaunen.

Rom: Zwischen Tradition und Moderne

In der Ewigen Stadt wird Silvester besonders ausgelassen gefeiert. Auf der Piazza del Popolo versammeln sich Jung und Alt zu einem der größten Open-Air-Konzerte Italiens. Eine lokale Besonderheit: In vielen römischen Familien werden kurz vor Mitternacht die Fenster geöffnet, um alte Gegenstände hinauszuwerfen - symbolisch für das Loslassen des Alten und das Willkommenheißen des Neuen. Diese Tradition ist heute zwar meist auf kleine, ungefährliche Gegenstände beschränkt, aber der Grundgedanke bleibt bestehen.

Neapel: Feuerwerk und Aberglaube

Nirgendwo wird das neue Jahr lauter begrüßt als in Neapel. Die Stadt am Vesuv ist berühmt-berüchtigt für ihr spektakuläres, fast schon exzessives Feuerwerk. Die Napoletaner sind überzeugt: Je lauter die Böller, desto besser wird das neue Jahr. Eine weitere Besonderheit der Region: In vielen Haushalten werden getrocknete Linsen gegessen - jede einzelne soll für einen Euro stehen, den man im neuen Jahr verdienen wird.


Nirgendwo wird das neue Jahr lauter begrüßt als in Neapel.


Sizilien: Wenn der Süden feiert

Auf der größten Mittelmeerinsel haben sich ganz eigene Silvestertraditionen entwickelt. In Palermo und Catania ist es Brauch, dass sich Familien und Freunde zu einem ausgedehnten "Cenone" (großes Abendessen) treffen, das nicht selten bis zu sieben Stunden dauert. Eine sizilianische Spezialität zum Jahreswechsel ist "Sfincione", eine dicke Pizza mit Tomaten, Anchovis, Zwiebeln und lokalem Caciocavallo-Käse.

Kulinarische Höhepunkte der Silvesternacht

Der König der Festtage: Panettone

Keine italienische Silvesterfeier wäre komplett ohne den legendären Panettone. Der ursprünglich aus Mailand stammende Hefekuchen hat längst das ganze Land erobert. Die Geschichte des Panettone reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Der Legende nach wurde er von einem verliebten Bäckerlehrling erfunden, der das Herz seiner Angebeteten erobern wollte. Heute gibt es unzählige Variationen: mit Schokolade, kandierten Früchten, Pistazien oder Crèmefüllung. Viele Italiener schwören jedoch auf das traditionelle Rezept mit Rosinen und kandierten Zitrusfrüchten.

Das "Cenone di Capodanno"

Das Silvester-Abendessen ist in Italien ein regelrechtes Festmahl, das sich über viele Stunden erstreckt. Typische Gerichte variieren je nach Region:

  • In der Toskana werden traditionell "Lenticchie con Cotechino" serviert - Linsen mit einer speziellen Schweinswurst, die Glück bringen sollen.
  • In Ligurien darf die "Lasagne al Pesto" nicht fehlen.
  • An der Adriaküste werden verschiedene Fischgerichte aufgetischt, allen voran der "Baccalà" (Stockfisch).
  • In den Bergregionen sind deftige Fleischgerichte wie "Ossobuco" beliebt.

Moderne Traditionen und Aberglauben

Die Italiener sind zwar modern, aber wenn es um Silvestertraditionen geht, lassen sie nichts dem Zufall überlassen. Einige kuriose Bräuche haben sich bis heute gehalten:

  • Um Mitternacht wird ein Glas Prosecco mit einer Rosine getrunken. Die Rosine muss dabei im Mund behalten werden - je länger, desto mehr Glück im neuen Jahr.
  • In vielen Regionen werden Granatäpfel verschenkt, deren rote Farbe und viele Kerne für Fruchtbarkeit und Wohlstand stehen.
  • Wer im neuen Jahr reisen möchte, sollte um Mitternacht mit einem gepackten Koffer dreimal ums Haus laufen.

Der erste Tag des neuen Jahres

Der Neujahrstag selbst beginnt in Italien meist sehr spät und gemütlich. Nach der langen Silvesternacht treffen sich Familien und Freunde zum ausgiebigen "Pranzo di Capodanno" (Neujahrsessen). Viele Italiener nutzen den Tag auch für einen Spaziergang am Meer oder in den Bergen - je nach Region. In den Städten sind die traditionellen "Tuffi di Capodanno" (Neujahrsschwimmen) beliebte Veranstaltungen, bei denen Mutige in eiskaltes Wasser springen.

Ein Fest für alle Sinne

Silvester in Italien ist mehr als nur ein Jahreswechsel - es ist ein multisensorisches Erlebnis, das alle Sinne anspricht. Von den kulinarischen Genüssen über die farbenfrohen Traditionen bis hin zu den unterschiedlichen regionalen Bräuchen bietet das Land einen einzigartigen Zugang zur Feier des neuen Jahres. Die Kombination aus jahrhundertealten Traditionen und modernem Festgeist macht den italienischen Jahreswechsel zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Egal ob in den verschneiten Alpen, an der mediterranen Küste oder in den historischen Stadtzentren - die Italiener verstehen es, den Übergang ins neue Jahr zu einem Fest zu machen, das noch lange in Erinnerung bleibt. Und wer weiß - vielleicht bringt ja die rote Unterwäsche tatsächlich Glück für das kommende Jahr. Die Italiener jedenfalls sind davon überzeugt.



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